Wasserübergabestelle (Problematik)

Problematik Wasserübergabestelle in Gebäuden

Trinkwasser wird in der gesamten Versorgungskette systematisch und intensiv kontrolliert und liegt in seiner Qualität europaweit in der Regel innerhalb der gesetzlichen Anforderungen – allerdings
nur bis zur Übergabestelle innerhalb von Gebäuden.

Dahinter beginnt eine undurchsichtige Grauzone, gestaltet durch eine Vielzahl Bakterien-Wachstum begünstigender Faktoren wie Stagnation, lauwarme Temperaturen, hoher Nährstoffgehalt, mangelnder Erhaltungszustand und nicht bestimmungsgemäßer Betrieb. Dazu kommen chemische Veränderungen des Trinkwassers durch Kontakt mit Rohren und Geräten. Die Trinkwasser-Installation kann betrachtet werden als ein Bioreaktor, ein Fünfsternehotel für Bakterien, der durch eine Vielzahl von Fehlern im System angeheizt wird.

Zwischen öffentlichem Versorgungsnetz und der Trinkwasser-Installation in Gebäuden besteht eine Reihe von grundlegenden Unterschieden:

+ wesentlich höherer Temperaturbereich und steilere Temperaturgradienten, Kalt- und Warmwasser Wärmeaustausch zwischen Warm- und Kaltwasser

* lange Verweilzeiten (Tage bis Wochen) mit Stagnationsperioden, stark wechselndem Nutzerverhalten; kein bestimmungsgemäßer Betrieb, hohes Wasseralter

* komplexe Installationen mit Totsträngen oder stark wechselnden Strömungs-Bedingungen

* Vielzahl von Materialien und installationsspezifischen Materialien, die bei der öffentlichen Versorgung keine Verwendung finden und mikrobielles Wachstum begünstigen.

* ungünstiges Oberflächen- Volumen-Verhältnis, das Biofilm-Bildung begünstigt

* Vielzahl von Apparaten (z.B. Enthärtungsanlagen, Korrosionsschutz)

* unzulässige Verbindung mit Nicht-Trinkwasser

* günstige Bedingungen für hygienisch relevante Mikroorganismen (Legionella, P.aeruginosa, NTM), die im öffentlichen Netz keine ausreichenden Wachstumsbedingungen finden

* oft Unklarheit über Leitungsführung und sonstige Konstruktionsmerkmale

* ständige Veränderungen im Design durch Bau- und Reparaturmaßnahmen

* starke Variabilität im Design durch unterschiedlichste Nutzung (Krankenhaus, Hotel, Wohnungen, Sportstätten etc.)

* Verbindung (bzw. auch unzulässige Verbindung) mit wasserbetriebenen Anlagen mit bedenklichem Hygieneniveau (Dachablaufwasser, Rückkühlwerke etc.)

* Verantwortung häufig bei sachlich und fachlich Unkundigen

* effektive Überwachung auf Grund der Komplexität und wechselnder Verantwortung wesentlich schwieriger oder gar unmöglich

Trinkwasser ist ein leicht verderbliches Lebensmittel, das besonders im Bereich der Trinkwasser-Installation in Gebäuden aus den oben dargestellten Gründen durch mikrobielle und chemische
Kontaminationen in seiner Güte nachhaltig beeinträchtigt werden kann, hin bis zu akut gesundheitsschädigenden Wirkungen. Mit einer Vielzahl von Regelungen (national, international)
versucht man, dieses Problem zu minimieren.

 

Mit fr. Genehmigung
Quelle: KEMPER Kompetenzbroschüre „Legionella, Pseudomonas und Co.“, 2 Auflage, Mai 2019 S.2

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