Opportunistische Krankheitserreger im Trinkwasser

Unter opportunistischen Erregern (OPPP) versteht man Krankheitserreger, Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten die nur geschwächte Organismen schädigen. Sie nutzen also die Gelegenheit, sich während der Immunschwäche des Erkrankten zu vermehren.

Infektionen durch fakultativ pathogene opportunistische Bakterien werden durch Erreger verursacht, die ubiquitär in der Umwelt vorkommen und die nur unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. Personen mit Immuninsuffizienz, verstärkte Erreger-Virulenz, lokale Faktoren) eine Erkrankung auslösen. Hohes Alter, Immunsuppression und Immunschwäche und das Auftreten besonders aggressiver Stämme stellen die wesentlichen Risikofaktoren dar. Gerade im Mikrobiom von Trinkwässern in Gebäuden finden fakultative / opportunistische Krankheitserreger optimale Lebens- und Vermehrungsbedingungen und können von dort über vielfältige Wege auf den Menschen übertragen werden. Die meisten sind normaler Bestandteil der Umwelt in Böden, Substraten und Wasser.

Methoden, die man zur Bekämpfung fäkaler Erreger im Trinkwasser etabliert hat, z.B. Chlorung, haben möglicherweise mit dazu geführt, dass Trinkwasser-Mikrobiome Mechanismen entwickelt haben, die fakultativen Krankheitserregern Selektionsvorteile und verbesserte Möglichkeiten für ein Überleben, ein Wachstum und eine Vermehrung verschaffen. OPPPs teilen sich eine Reihe von gemeinsamen Eigenschaften. So sind alle deutlich resistenter gegen Chlor insbesondere Mycobacterium avium, ertragen höhere Temperaturen, haben unter Stagnationsbedingungen Wachstumsvorteile, werden von Amöben und anderen Einzellern nicht verdaut sind Bestandteil von Biofilmen und reichern sich stark in Aerosolen an.

Einige Arten, wachsen nur sehr langsam, ein Vorteil; denn langsames Wachstum bedeutet später Tod. Der schnell wachsende P.aeruginosa kann unter sauerstofffreien Bedingungen wachsen. Diese Eigenschaften verschaffen den OPPPs Wachstumsvorteile in der Gebäudeinstallation, die für sie einen idealen Lebensraum darstellt.

Im Gegensatz zu fäkalen Erregern … vermehren sich alle OPPPs im Trinkwasser.  Ihre Konzentration nimmt mit Entfernung vom Wasserwerk bis zum Verbraucher, insbesondere in Trinkwasser-Installationen von Gebäuden, stark zu. Die üblicherweise in der Trinkwassermikrobiologie untersuchten Indikatorbakterien (E.coli, Enterokokken, Coliforme, Allgemeine Koloniezahl) erweisen sich als Indikatoren für OPPPs als unbrauchbar.

Bei den gesundheitlich relevanten OPPPs handelt es sich in erster Linie um Legionellen, Nicht-Tuberkulöse-Mykobakterien (NTM) und Pseudomonas aeruginosa. OPPPs sind heute die primäre Quelle für wasserbürtige Infektionen in entwickelten Ländern. Es  besteht ein großer Bedarf zur Entwicklung verlässlicher Nachweismethoden, Überwachungsstrategien und Methoden zur Risikoanalyse. Grundlegende Untersuchungen zum Verständnis ihres Verhaltens in Trinkwasser-Installationen, ihrer Lebensformen und ihrer Wachstumsansprüche zur Entwicklung von gezielten Kontrollmaßnahmen sind dringend notwendig.

Tabelle: Opportunistische Krankheitserreger in Trinkwasser-Installationen von Gebäuden

 …  Das Risiko einer Infektion wird umso größer, je höher der Anteil immunschwacher oder immunsupprimierter Nutzer ist. Dies bedeutet, dass das größte Risiko in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Altenheimen oder im Bereich der häuslichen Pflege zu suchen ist. … Wegen der steten Zunahme der gefährdeten Bevölkerungsgruppen sind in Zukunft vermehrt Infektionen zu besorgen und Präventivmaßnahmen zu verstärken.

… Das Spektrum der möglichen Infektionen umfasst alle Organe, besonders gravierend sind aber Lungenentzündungen, die sowohl von Legionellen (Legionärskrankheit) und NTM (nicht-tuberkulöse Mykobakterien. die NTM-Lungenerkrankung ist eine verheerende chronische Krankheit) als auch von P.aeruginosa verursacht werden können.

Mit fr. Genehmigung Prof. Dr. rer. nat. Werner Mathys & Gebr. Kemper GmbH + Co. KG
Quelle: KEMPER Kompetenzbroschüre „Legionella, Pseudomonas und Co.“, 2 Auflage, Mai 2019 Auszüge S.4+5

zurück zur: Enzyklopädie Wasser